Bildergalerie und Essay.
Kennen Sie die heilige Barbara, damit verbundenes Brauchtum, die Bedeutung ihrer Attribute und wer gewinnt das Rennen bis Weihnachten?
- Glasfenster in Eichenbühl zeigt die heilige Barbara mit dem Turm als typisches Attribut
- hochgeladen von Roland Schönmüller
Blüten, Brauch, Barbara.
Am 4. Dezember erinnert die Kirche an die Heilige Barbara, Märtyrerin des 3. Jahrhunderts und Patronin der Bergleute, Artilleristen und Feuerwehrleute. Ihre Legende erzählt von Standhaftigkeit im Glauben und vom dramatischen Ende durch den eigenen Vater, der sie enthauptete und vom Blitz getroffen wurde. Barbara gilt bis heute als eine der Vierzehn Nothelferinnen.
Mit ihrem Gedenktag verbindet sich ein bis heute lebendiger Brauch: die Barbarazweige. Obstbaumzweige, meist von Kirsche oder Apfel, werden am Barbaratag geschnitten und ins Wasser gestellt. Blühen sie zu Weihnachten, gilt dies als Zeichen von Glück und Hoffnung für das kommende Jahr. Bauernregeln wie „Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da“ belegen die lange Tradition. In manchen Regionen dienten die Zweige früher auch als Orakel für Ernte oder Eheglück.
Der Brauch lebt in allen Generationen fort. Kinder erleben die Blüten als kleines Wunder im Winter, Erwachsene schätzen den Frühling im Wohnzimmer, Senioren erinnern sich an Barbarafeiern im Bergbau oder an Zeiten, in denen Barbara als Schutzheilige gegen Blitz und Feuer angerufen wurde. So verbindet der Barbaratag Legende, Brauchtum und persönliche Erinnerung.
Der Barbarazweig ist mehr als ein Stück Holz. Er ist ein poetisches Versprechen, dass mitten im Winter neues Leben erwächst. Stimmen aus allen Altersgruppen zeigen, wie die Tradition weitergetragen wird: als Hoffnungszeichen, als Familienritual und als lebendige Erinnerung an eine Heilige, deren Geschichte bis heute bewegt.
Die heilige Barbara – Vita, Legende und Attribute
Barbara, Märtyrerin des 3. Jahrhunderts, zählt zu den bekanntesten Gestalten der christlichen Überlieferung. Ihre Geschichte verbindet historische Spur, legendarische Ausschmückung und symbolische Kraft.
Geboren als Tochter des reichen Heiden Dioscuros, wurde sie aus Angst vor dem Christentum in einem Turm eingeschlossen. Heimlich ließ sie sich taufen und bekannte sich zum Glauben. Als ihr Vater sie deswegen verfolgte und schließlich enthauptete, traf ihn unmittelbar der Blitz. Seit dem 7. Jahrhundert ist ihre Verehrung bezeugt.
Die Legende erzählt von dem Turm mit drei Fenstern, den Barbara als Zeichen der Dreifaltigkeit errichten ließ. Ein Felsen öffnete sich, um ihr Schutz zu gewähren, doch ein Hirte verriet sie. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Zweig in ihrem Kleid, den sie ins Wasser stellte. Er blühte an ihrem Todestag – Ursprung des Brauchs der Barbarazweige, die Hoffnung und neues Leben verkörpern.
Ihre Attribute sind reich an Symbolik:
• Der Turm mit drei Fenstern als Zeichen der Dreifaltigkeit.
• Der Palmzweig als Symbol des Martyriums.
• Der Kelch mit Hostie als Hinweis auf die Eucharistie und ihre Rolle als Patronin der Sterbenden.
• Der blühende Zweig als Sinnbild der Auferstehung.
• Bergbauwerkzeuge als Zeichen ihrer Patroninenschaft über Bergleute.
• Das Schwert als Werkzeug ihres Martyriums.
Barbara gilt als Heilige der Standhaftigkeit, der Hoffnung und des Schutzes. Ihre Vita ist historisch unsicher, ihre Legende aber prägt bis heute das kulturelle Gedächtnis und die Traditionen des Advents.
Glosse: Die Zweige im Stresstest
Manche nennen sie „Barbarazweige“, andere schlicht „die botanische Geduldsprobe“. Kaum sind sie geschnitten, beginnt das große Rätselraten: Blühen sie rechtzeitig? Oder bleiben sie störrisch wie ein Schüler vor der Mathearbeit?
Die Kirschzweige gelten als verlässliche Klassiker, die Apfelzweige als charmante Überraschungskandidaten. Forsythien dagegen sind die „Showstars“ – sie legen gern einen Frühstart hin und blühen schon, wenn der Adventskranz noch frisch riecht. Flieder wiederum ist der Exzentriker: Er entscheidet selbst, ob er überhaupt Lust hat, mitzuspielen.
So wird aus einem Glas Wasser und ein paar Ästen ein kleines Drama im Wohnzimmer. Wer gewinnt das Rennen bis Weihnachten? Die Barbarazweige liefern jedes Jahr eine stille Casting-Show – und das Publikum sitzt gespannt daneben.
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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