Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“
Gemeinsam mit District Njombe Klimaschutz voranbringen

Müllabfuhr in Njombe | Foto: © privat
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Vereinbarungen zum Erreichen der Klimaziele werden meist auf nationaler und internationaler Ebene getroffen. Doch bei der Umsetzung von Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung kommt Kommunen eine entscheidende Rolle und Verantwortung zu.

Hier setzt das Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ an, an dem der Landkreis mit dem District Njombe, Tansania, seit dem Jahr 2020 teilnimmt. Für einen Zeitraum von zwei Jahren erstellen zwei Partnerkommunen gemeinsame Handlungsprogramme als strategische Ansätze der Zusammenarbeit zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.

Der Kern der Klimapartnerschaft ist der bilaterale Austausch von kommunalen Experten auf Augenhöhe. Im Juni 2022 besuchte eine Delegation aus Njombe den Landkreis, ein Gegenbesuch einer Delegation aus Miltenberg erfolgte im September. Im Anschluss an den Internationalen Ergebnisworkshop der Klimapartnerschaften, der Ende Oktober in Pforzheim stattfand, bestand Gelegenheit für einen weiteren Besuch einer Partnerdelegation im Landkreis Miltenberg.

Umweltfreundliches Abfallmanagement
Im Rahmen des Austausches hat sich, neben drei weiteren Schwerpunktthemen, die Abfallwirtschaft als wichtiges Handlungsfeld herauskristallisiert. In Njombe wird die Müllabfuhr von der Stadtverwaltung organisiert und betrieben.
Die Müllfahrzeuge fahren den ganzen Tag durch das Stadtgebiet und halten an vorgegebenen Stellen an. Hier bläst ein Mitarbeiter in seine Trillerpfeife und alle Menschen tragen ihren Abfall in Säcken, Kartons oder Eimern zum Sammelfahrzeug. Sobald die Fahrzeuge voll sind, werden die Abfälle zur städtischen Deponie gefahren und abgeladen. Im Bereich mit hohem Abfallaufkommen erfolgt die Müllabfuhr täglich, in Wohngebieten einmal pro Woche.
Eingesammelt wird alles, was nicht mehr verwendbar ist – überwiegend organische Abfälle. Weiter sind Folien und Flaschen aus Kunststoff, Verpackungen und vereinzelt defekte Elektrogeräte im Abfall zu finden. Aktuell wird der Abfall ungetrennt zur Deponie gefahren und abgelagert. Dort sieht es ähnlich aus wie bei uns vor 40 bis 50 Jahren, als es in Deutschland ebenfalls eine lineare Abfallwirtschaft gab.
Industrie mit gefährlichen Abfällen gibt es in Njombe so gut wie nicht, auch werden keine kontaminierten Böden oder Bauschutt in Njombe deponiert. Damit unterscheidet sich die Abfallzusammensetzung deutlich von der Zusammensetzung bei uns und auch das Gefährdungspotenzial der deponierten Abfälle kann als eher gering eingeschätzt werden.
Aus Sicht der Partner ist es wünschenswert, in Zukunft eine getrennte Sammlung und Erfassung der anfallenden Abfallfraktionen einzuführen. Aus den organischen Abfällen könnte wertvoller Kompost hergestellt werden. Kunststoffe, Alttextilien und defekte Elektrogeräte könnten recycelt werden. Eine im nächsten Schritt angedachte Abfallanalyse soll die Datengrundlage schaffen, um für Njombe passende Vorschläge zur Umsetzung zu erarbeiten.
Ein weiteres wichtiges Thema in Njombe ist, ähnlich wie bei uns, das achtlose Wegwerfen von Abfällen im öffentlichen Raum. In Njombe gibt es monatlich einen so genannten Cleanup-Day. Alle Bürger*innen müssen sich an diesen gemeinsamen Abfallsammelaktionen beteiligen. Wer nicht mitmacht, muss Strafe zahlen.

Erhalt der Wasser- und Waldressourcen
Da das Landschaftsbild in beiden Regionen durch den Wald geprägt ist – in Miltenberg sind knapp 60 Prozent und im District Njombe knapp 80 Prozelt der Fläche mit Wald bedeckt – wurde der Erhalt der Wasser- und Waldressourcen früh ein wichtiges Thema der Klimapartnerschaft. Während Miltenberg bei diesen Fragen durch den Klimawandel herausgefordert wird, ist der District Njombe mit anderen Problemen konfrontiert. Der Wald muss, auch weil die Umtriebszeiten der meist angebauten Baumarten nur zehn bis 15 Jahre betragen, im Hinblick auf den Klimawandel noch nicht im gleichen Maß umgebaut werden wie der Wald im Landkreis Miltenberg.
Hier machen wir uns Gedanken, welche Baumarten dem Klima in 80 Jahren standhalten werden. Auch ist die Trockenheit, wie wir sie am Bayerischen Untermain erleben, in Njombe aktuell noch kein Thema. Doch sind die Wasserressourcen bei den Partnern aus Tansania durch ungenehmigte Vieh- und Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe zu den Wasserentnahmepunkten sowie mancherorts durch unerlaubte Bewässerung bedroht.

Ausbau erneuerbarer Energien

Wie in Miltenberg soll auch im District Njombe der Ausbau erneuerbarer Energien vorangebracht werden. Dabei liegt vorerst der Fokus auf der Erschließung der Solarenergiepotenziale. In den letzten Jahren wurden so etwa alle Gesundheitsstationen der Region mit kleinen Photovoltaikanalgen ausgestattet. So können Medikamente bei Problemen mit dem Netzstrom ausreichend gekühlt werden. Einem ähnlichen Prinzip folgend, werden im Landkreis Miltenberg nach einem Beschluss des Kreistags im Jahr 2018 schrittweise die Solarenergiepotenziale auf den Landkreisliegenschaften erschlossen. Zu den eindrücklichsten Erfahrungen der Reise nach Tansania zählt der Besuch eines potenziellen Standorts für die Windenergienutzung. Bereits die bodennahen Windverhältnisse zeigten auf, dass an dem Ort eine Menge Windkraft „geerntet“ werden kann. Mit knapp 60 geplanten Windkraftanlagen wird dort einer der größten Windparks in ganz Tansania entstehen. So wird die Windkraft, wie im Landkreis Miltenberg, auch in der Region Njombe in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur sicheren und bezahlbaren Energieversorgung leisten.

Querschnittsthema Umweltbildung
Früh war man sich einig, dass das Querschnittsthema Umweltbildung in der Partnerschaft eine wichtige Rolle spielt. Neben Bildungsangeboten an Schulen soll auch die Erwachsenen- und Berufsbildung berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf die Qualifikationen, die im Zusammenhang mit den anstehenden Aufgaben, beispielsweise dem Ausbau regenerativer Energien, benötigt werden. In das Thema eingebunden ist neben dem Bildungsmanagement im Landratsamt die Fair-Trade-Steuerungsgruppe des Landkreises sowie weitere Fair-Trade-Akteure.
Ein Besuch in einer weiterführenden Schule in Njombe bleibt den Delegations­teilnehmern besonders in Erinnerung. Nach der Vorstellung des Projektes in einer Abschlussklasse hatten die Schüler Gelegenheit, Fragen an die deutschen Gäste zu stellen.
Zwei der Schüler fragten, wie es aus Sicht der Delegation gelingen könnte, die gemeinsamen internationalen Klimaziele zu zu erreichen und die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden. In der Fragestellung schwang eine gute Portion Skepsis mit. Diese von den Schülern zu Recht gestellte Frage sollte man als Aufforderung verstehen, im Landkreis Miltenberg zur Erreichung der Klimaschutzziele seinen Teil beizutragen. Die Jugend in Njombe – und nicht nur dort –, schaut genau, ob das gelingen wird.

Zwischenfazit – und wie geht es weiter?

Die Projektteilnehmer konnten durch den Austausch intensive Eindrücke zu den Schwerpunktthemen und wertvolle Erfahrungen zum normalen Leben in Tansania gewinnen.
Besonders beeindruckend war die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Tansania und die wunderschöne Landschaft.
Große Hoffnung setzen alle Beteiligten in die nun folgende Projektphase, die der Auftakt dafür ist, in den kommenden Jahren nach dem gemeinsamen Motto “We go green, we go clean!” mit dem Partnerlandkreis Projekte anzustoßen und damit zusammen zum Gelingen des globalen Klimaschutzes beizutragen.  ran/st

Kissa Kasongwa, Landrätin (District Commissioner) District Njombe:
„Die Klimapartnerschaft ist zum perfekten Zeitpunkt gekommen, wenn man die verstärkten Auswirkungen der globalen Erwärmung im Zusammenhang mit der aktuellen Energiekrise – neben vielen anderen Herausforderungen –, betrachtet.
Die Partnerschaft hat uns, der Delegation aus Njombe, viele neue Einblicke gegeben, wir haben uns mit unserem Partnerbezirk Miltenberg zusammengetan und sind bereit, gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen anzugehen.
Wir wünschen der Partnerschaft viel Erfolg und in Zukunft in allen Aspekten ein gutes Gelingen. Wir sichern eine engagierte Zusammenarbeit für unsere gemeinsamen Ziele zu.“
*Together we Go Green, We Go Clean*
#Njombe/Miltenberg

Autor:

Blickpunkt MIL aus Miltenberg

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