Schneechaos in Südbayern
Ehrenamtliche Helfer aus dem Landkreis unterstützten Helfer vor Ort

Nicht nur sonnige Aussichten: Das Räumen der Dächer von der Schneelast war einen knochenschwere Arbeit. | Foto: Max-Josef Balles/THW Miltenberg
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  • Nicht nur sonnige Aussichten: Das Räumen der Dächer von der Schneelast war einen knochenschwere Arbeit.
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Viele Tage lang beherrschte ein Thema die Nachrichten: die Schneekatastrophe in den bayerischen und österreichischen Alpen. Sie ließ auch hierzulande kaum jemanden unberührt. Man dachte an die Menschen, die durch die Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten waren, man hoffte und bangte mit den vielen Helfern, die ihr Möglichstes gaben, um den Menschen vor Ort in ihrer Not zu helfen.

In Fällen wie diesen wurde wieder einmal deutlich, wie winzig klein der Mensch angesichts der immensen Naturgewalten ist. Umso wichtiger war und ist es, gemeinsam alles dafür zu tun, um die Schäden zu begrenzen und Schlimmeres zu verhindern.

So waren auch viele freiwillige Helfer in den süddeutschen und österreichischen Katastrophengebieten unermüdlich im Einsatz und halfen, wo sie konnten. Fast rund um die Uhr wurde versucht, der gewaltigen Schneemassen Herr zu werden. Leicht war diese Aufgabe nicht. Denn was mit harmlosem Neuschnee in den beliebten Skigebieten angefangen hatte, hatte sich innerhalb kurzer Zeit zu einer Katastrophe entwickelt.

Natürlich fällt in den deutschen Skigebieten im Winter Schnee. Mal weniger, mal mehr. In diesem Januar ist es sehr viel Schnee. Ursache für die heftigen Schneefälle war ein Tief über Nordskandinavien, das intensive Niederschläge von Nordwesten gegen die Alpen drückte. Man nennt dieses Phänomen auch Nordstau. Starker Wind presste diese Niederschläge gegen das Gebirge, das wie eine natürliche Barriere funktioniert, und quetschte sie aus. Die Folge: Es schneite ohne Unterlass.

Im überregionalen Hilfseinsatz

Auch aus dem Landkreis Miltenberg waren Helfer von den THW-Ortsverbänden Miltenberg und Obernburg und der Bergwacht nach Südbayern aufgebrochen, um die Hilfskräfte in den Katastrophengebieten zu unterstützen und zu entlasten. Mittlerweile sind alle Helfer wohlbehalten und reich an Erfahrung wieder zurückgekehrt.

THW Miltenberg vor Ort

„Insgesamt 15 Helfer haben wir vom THW-Ortsverband Miltenberg entsandt“, erläutert Ortsbeauftragter Stefan Wolf. „Los ging es am Morgen des 14. Januar. Unser Gerätekraftwagen 1 sowie der Zugtrupp-MTW machten sich mit der Helferin und den Helfern an Bord auf den Weg in Richtung Katastrophengebiet in den Landkreis Traunstein. Dort erhielten die Helfer Verpflegung und wurden für die Nacht untergebracht.“ Der eigentliche Einsatz folgte dann am nächsten Tag. „Der erste ´Arbeitstag´ unseres Teams begann zunächst mit einer Verlegung in einen neuen Bereitstellungsraum. Nach einer kurzen Erkundungsphase und dem Eintreffen eines LKW-Krans zur Sicherung der eingesetzten Helfer konnten diese mit der Arbeit beginnen. Dabei musste eine zirka 1,60 Meter hohe Schneelast auf den Dächern der Gebäude beseitigt werden.“

Zwar entspannte sich die Wetterlage in der Zwischenzeit etwas und es begann zu regnen, aber bedingt durch den Regen war der Schnee vollgesogen und das Schippen für die Helfer extrem kräfteraubend. „Ein Schichtdienst wurde eingeführt, um genügend Erholungspausen zu gewährleisten“, so Stefan Wolf weiter. „Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang bei den Arbeitgebern und bei den Angehörigen unserer Helferinnen und Helfer für die großartige Unterstützung.“

Bei Evakuierung eingebunden

Schließlich bot sich den Helfern noch ein besonderes Szenario. „Am Nachmittag des 16. Januar wurde unser Zugtruppfahrzeug bei einer akuten Evakuierung eingesetzt“, legt Stefan Wolf hierzu dar. „Aufgrund akuter Lawinengefahr ordnete das Landratsamt Traunstein die Evakuierung des Ortsteils Raiten in der Gemeinde Schleching an. Die rund 250 Bewohner des kleinen Ortes mussten umgehend ihre Häuser verlassen. Dabei unterstützte unser Team beim Transport der Bewohner in die Notunterkunft.“

„Wir wurden wertgeschätzt!“

Erstmalig im Einsatz für das THW waren bei diesem Einsatz die beiden Helfer Denny Herbert aus Weilbach und Jonas Breunig aus Gönz. Die Freunde haben erst im April 2017 ihre Grundausbildung abgeschlossen. Es war ihr erster richtiger großer Einsatz. „Seit der Jugendgruppe haben wir uns auf Einsätze vorbereitet. Es war ein gutes Gefühl, das jetzt in die Praxis umsetzen zu können“, erzählt Jonas Breunig. „Wir konnten das Gelernte im Einsatz anwenden. Die Grundausbildung hat sich gelohnt“, ergänzt Denny Herbert. „Der Einsatz selbst war richtig anstrengend, weil der Schnee schwer war. Wir haben ihn mit Sägen zerschnitten und dann abgeräumt.“ „Die körperliche Anstrengung hat sich aber gelohnt, weil die Menschen uns dort wertgeschätzt haben und sehr dankbar dafür waren, dass wir vor Ort geholfen haben“, so Jonas Breunig weiter. „Wir waren eine tolle Truppe. Das Helfen hat Spaß gemacht“, so Denny Herbert abschließend.

THW Obernburg ebenfalls alarmiert

„Unser THW-Ortsverband Obernburg wurde am Dienstagabend letzter Woche alarmiert“, legt Ortsbeauftragter Joachim Stark dar. „Am darauffolgenden Mittwochmorgen haben sich dann 15 Einsatzkräfte unseres Ortsverbandes mit zwei Fahrzeugen auf den Weg in den Süden von Bayern, genauer gesagt in den Landkreis Berchtesgadener Land gemacht. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt noch immer ernsten Lage war Handeln geboten, denn bereits seit dem 6. Januar ist das THW in fünf Landkreisen im Voralpenland pausenlos im Einsatz.“ Die Obernburger Einsatzkräfte halfen, wo sie konnten. „Wir befreiten öffentliche Liegenschaften von der Schneelast, leisteten technische Fachberatung und Baufachberatung und räumten die Verkehrswege von umgestürzten Bäumen. Wir leisteten, ganz allgemein gesagt, technische Hilfe.“ Bei der beispielhaften Hilfsaktion arbeiteten die Obernburger THW-Helfer Hand in Hand mit Helfern anderer THW-Ortsverbände und Soldaten der Bundeswehr.

„Die Dächer zu räumen hatte jederzeit oberste Priorität“, so Joachim Stark weiter, der die Leitung der 15-köpfigen Mannschaft aus Obernburg innehatte. „Unser Einsatz hier war wichtig für die Menschen. Wir arbeiteten teilweise mit Kränen, Teleskop- und Radladern, die hervorragende Arbeit leisteten und uns bei der Beseitigung der Schneemassen eine große Hilfe waren. Ein großes Dankeschön möchte ich in diesem Zusammenhang den beteiligten Arbeitgebern aussprechen, die die THW-Helfer für ihren Einsatz schnell und unkompliziert von der Arbeit freigestellt hatten.“

„Helfen ist ein schönes Gefühl!“

Auch hier waren zwei Helfer erstmalig im Einsatz für das THW: Clemens Romeis und Eric White. Die jungen Männer sind „Eigengewächse“ des THW-Ortsverbands Obernburg – stammen also aus der eigenen Jugend – und engagieren sich schon lange für die ehrenamtliche Arbeit. Sie haben erst vor drei bzw. vier Jahren ihre Grundausbildung abgeschlossen und waren erfreut über ihren ersten richtigen großen Einsatz. „Es ist ein schönes Gefühl, hier vor Ort helfen zu können“, sagen die beiden übereinstimmend. „Bisher haben wir von den überörtlichen Einsätzen nur erzählt bekommen. Jetzt sind wir selbst zum ersten Mal dabei. Die Leute hier brauchen wirklich unsere Hilfe. Durch die Schneemassen, die auf den Dächern liegen, sind diese schwer in Mitleidenschaft gezogen und teilweise sogar verbogen. Wir befreien die Dächer vom Schnee und entlasten sie dadurch. Diese Arbeit ist ganz schön anstrengend, denn der Schnee ist sehr hart. Wir sind mit schwerem Gerät bei der Arbeit und greifen auch zur Säge, um den Schnee in Blöcke zu sägen, die wir leichter abräumen können. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir die Ergebnisse sehen und helfen können.“

Bereits seit Dienstagvormittag unterstützte der stellvertretende Ortsbeauftragte für Obernburg Andre Stark in seiner Funktion als Landessprecher des THW Bayern den Landesbeauftragten für Bayern Dr. Fritz-Helge Voß bei der zentralen Leitung und Koordinierung des bayerischen Gesamteinsatzes, bei dem insgesamt 10.500 ehrenamtliche Einsatzkräfte des THW eingesetzt waren.

Bergwacht im Einsatz

Am Samstagabend, 12. Januar erreichte auch die Bergwacht Region Rhön-Spessart ein Hilfeersuchen der Bergwacht Region Chiemgau, wo weitere Helfer zur Unterstützung beim Katastropheneinsatz benötigt wurden. Aus dem Spessart von den Bergwachten Frammersbach, Hösbach und Miltenberg waren daraufhin insgesamt acht Einsatzkräfte unterwegs. „Diese Einsatzkräfte haben alle die etwa dreijährige Ausbildung der Bergwacht Bayern absolviert“, erklärt Dr. Florian Bofinger, Leiter der Bergwacht Miltenberg. „Das heißt, sie haben auch eine intensive Winterausbildung, inklusive Lawinenkunde genossen und waren daher für den Einsatz bestens vorbereitet.“ Für Hagen Kling und Christian Brodowski von der Bergwacht Miltenberg startete die Fahrt nach Piding im Landkreis Berchtesgadener Land gemeinsam mit den anderen Bergwachthelfern in zwei Bussen am Sonntag, 13. Januar.

Für Hagen Kling, der Anfang 2017 die Bergwacht-Ausbildung abschloss, war dies der erste überregionale Katastropheneinsatz. „Nach unserer Ankunft wurden wir in der Schulturnhalle untergebracht. Am nächsten Morgen fand dann in der Bergrettungswache Bad Reichenhall die Einsatzbesprechung statt. Unsere Aufgabe bestand darin, das Dach einer Reha-Klinik zu räumen. Gemeinsam mit Helfern anderer Bergwachten und mehreren Gebirgsjägern machten wir uns an die Arbeit.“ Über die Schneemassen, die sich ihm und den anderen Helfern darboten, ist er immer noch sprachlos: „Wenn man nicht dort war und es gesehen hat, kann man es sich nicht vorstellen.“

Ebenfalls zum ersten Katastropheneinsatz kam Christian Brodowski, der erst seit Dezember 2018 mit der Ausbildung fertig ist. „Ich selbst war erst vor Kurzem dort im Urlaub. Da habe ich schon geahnt, dass wir gerufen werden. Als dann die Alarmierung kam, war klar, dass ich mitfahre.“ Beide Helfer wurden problemlos von ihren jeweiligen Chefs für den Einsatz freigestellt.

Die Organisation vor Ort gefiel ihnen sehr gut. „Die Zusammenarbeit mit den anderen Helfern war gut, alles war bestens vorbereitet“, sagt Hagen Kling. „Man merkte, da waren Profis am Werk, die gut strukturiert waren“, ergänzt Christian Brodowski. „Jeder war motiviert, weil er helfen wollte. Und das alles auf freiwilliger Basis, das fand ich toll. Es war zwar anstrengend und ich hatte wenig Schlaf, aber es war ein gutes Gefühl, helfen zu können.“ Zum Schluss sind sich die beiden Helfer einig: „Wir würden es jederzeit wieder tun!“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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