Bildergalerie und Essay.
Der heilige Martin - europäische Persönlichkeit von Format und Symbolfigur des Teilens.

St. Martin am Miltenberger Marktplatz.
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Wer einmal die leuchtenden Augen der Kinder gesehen hat, die an einem Martinsumzug teilnehmen, wer erlebte, mit welcher Freude die Kleinen zuvor die die bunten Lampions bastelten und der Geschichte des Heiligen Martin lauschten, der spürt, dass dieser Heilige ein ganz besonderer Freund der Kinder sein muss.

Patron der Reisenden.

Mehr als 1700 Jahre nach der Geburt des Heiligen Martin im heutigen Ungarn hat auch der Europarat ihn als europäische Persönlichkeit und historisch bedeutsame Symbolfigur des Teilens gewürdigt. Seine Verbindung von asketischem Mönchtum und christlicher Glaubensverkündigung wurde zum Vorbild des abendländischen Ordenslebens. Noch heute gilt er ist Patron der Reiter und Pferde, der Haustiere und Hirten, der Winzer, und Gastwirte sowie aller Reisenden.

Martin wurde um das Jahr 316 als Sohn eines römischen Militärtribunen geboren. Bevor Martin mit fünfzehn Jahren weniger freiwillig zum Militärdienst in Gallien kam, erfuhr er eine christliche Erziehung im oberitalienischen Pavia, der Heimatstadt seines Vaters.

Berühmte Mantelteilung.

Als Offizier erlebte der mutige und pflichtbewusste Soldat das bekannte Mantel-Wunder: An einem eiskalten Winterabend ritt er auf ein Truppenlager in Amiens nördlich von Paris zu. Hoch zu Ross inspizierte er die Wachen. Am Stadttor sprach ihn ein halbbekleidete Bettler an und flehte um eine Gabe. Martin hatte jedoch weder Geld noch Essen bei sich.

Er nahm seinen weiten Offiziersmantel und zerteilte ihn mit seinem Schwert in der Mitte. Eine Hälfte warf Martin dann dem vor Kälte zitternden Bettler zu, damit dieser sich wenigstens ein wenig erwärmen konnte.

Die Legende erzählt, dass Martin in der folgenden Nacht Jesus Christus in dem Bettler erblickte, der mit der Hälfte seines Mantels bekleidet war und sprach: „Was du einem meiner geringsten Brüder tust, das tust du mir.“

Vom Einsiedler zum Bischof.

Nach diesem tief greifenden Erlebnis ließ sich Martin mit 18 Jahren taufen und nahm bald Abschied von der Armee. Schon bei einem Aufenthalt in Mailand hatte Martin in Genua das klösterliche und asketische Einsiedler-Leben kennen gelernt. Im Jahr 370 gründete er bei Poitiers ein erstes, eigenes Kloster. Ein Jahr später wurde er durch Volksabstimmung zum Bischof von Tours gewählt. Eine weitere Klostergründung folgte in Marmoutiers.

Besonders unter dem gallischen Landvolk verbreitete er das Christentum. Martins Hauptanliegen war das erst teilweise christianisierte Gallien bis in die verstecktesten Winkel zu missionieren.

Martin starb auf einer Seelsorgereise um das Jahr 397 im Alter von etwa 80 Jahren, bestattet wurde er am 11. November, daher auch sein Gedenktag. Über seinem Grab in Tours entstand zunächst im fünften Jahrhundert eine Kapelle, dann eine Abteikirche, im Mittelalter die berühmte Wallfahrts-Basilika - Ziel unzähliger Pilger.

Martinsgans, Martinstrunk, Martinsmarkt.

, Der 11. November – auch Martini genannt – ist der Gedächnis- und Namenstag des Heiligen Martin von Tours. Auf diesen Tag sind viele Bräuche des Herbstdankfestes übergegangen. Dazu gehören die Martinsgans, die wahrscheinlich früher zu den vorchristlichen Opfertieren gehörte, und der Martinstrunk, bei dem der neue Wein geprüft wurde.

Der Heilige Martin von Tours ist der Schutzpatron von Frankreich und den Städten von Würzburg und Mainz. Der Martinstag war früher Markttag, er bezeichnet den Winteranfang und den (baldigen) Beginn des Advents. Die Martinsgans war der kulinarische Höhepunkt der Martinsschmäuse vor der adventlichen Fastenzeit.

Noch heute ziehen Kinder mit Laternen von Haus zu Haus und werden mit kleinen Geschenken belohnt. Am Martinstag probieren die Winzer auch den neuen Wein (Martinstrunk). Überall duftet es nach frisch gebackenem Martinsgebäck.

Gerne wird der heilige Martin als römischer Soldat zu Pferd, seinem Mantel mit dem Schwert teilend, zu seinen Füßen ein Bettler, auch als Bischof , oft mit einer Gans abgebildet, die an die Legende erinnert, nach der sich Martin nach seiner Bischofswahl in einer Höhle versteckte, aber von dem Geschnatter einer Gans verraten wurde.

Schlemmerfest vor dem Winter-Fasten.

Der Martinstag ist heute in Mitteleuropa von vielfältigen Bräuchen geprägt: Dazu gehören das Martinsgans-Essen, der Martinszug und das Martinssingen.

Traditionelle Martinstag-Bräuche wurzeln im Beginn einer vierzigtägigen Fastenzeit vor Weihnachten. Am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit konnten die Menschen – analog zur Fastnacht – noch einmal kräftig schlemmen. So wird noch heute im rheinischen Karneval die neue „Session“ am 11. 11. um 11 Uhr 11 ausgerufen. Der Termin könnte mit den früher ausgelassenen Bräuchen des Martinstages zusammenhängen.

Die Narrenzahl Elf wird auch als Allegorie für die Sünde gedeutet, die die zehn Gebote überschreitet. Der Elferrat der Faschingsgilde beschließt die Aktionen der kommenden Saison. Vor dem sechswöchigen Fasten gab es noch einmal reichliche und fette Speisen wie Gans und Gebäck , das einstige Heischerecht der Kinder und vielfältige karnevalistische Vergnügungen .

Außerdem war der Martinstag bekannter Zins- und Zehnt-Abgabetermin. Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Form von Gänsen, da die angehende Winterzeit das Durchfüttern der Tiere nur in geringerer Zahl möglich machte. Vielerorts begannen und endeten an Martini Dienstverhältnisse, Pacht-, Zins- und Besoldungsfristen.

Das traditionelle Martinsgans-Essen hat seinen Ursprung angeblich in einer Legende über Martins Leben: entgegen seinem eigenen Willen drängte das Volk von Tours Martin zum Bischof zu weihen. Bescheiden hielt er sich für unwürdig für eine solch große Verantwortung.

Folglich versteckte er sich in einem Gänsestall. Die Gänse schnatterten jedoch so aufgeregt und verrieten sein Versteck. Martin wurde gefunden und konnte zum Bischof geweiht werden. Traditionell wird die Gans mit Kartoffel- oder Semmelknödel und Rotkohl gegessen.

Leuchtende Lichter, Laternen, Lampions.

Martinsumzüge gibt es in vielen Regionen Süddeutschlands. Kinder ziehen in Umzügen zum Gedenken mit Lichtern, Laternen und Lampions durch die Straßen der Städte, Marktgemeinden und Dörfer. Dabei werden traditionelle Martinslieder gesungen. Begleitet werden sie mancherorts von einem auf einem Schimmel sitzenden und als römischer Soldat verkleideten Reiter, der mit einem roten Mantel den Heiligen Martin darstellt.

Seltener geworden sind die so genannten Martinsänger: das sind Kinder und Jugendliche, die mit Lichtern von Haus zu Haus ziehen und mit Gesang und Sprüchen um Süßigkeiten, Gebäck, Obst und andere Gaben bitten.

Geschenke dagegen brachte in einzelnen fränkischen Landstrichen, vor allem in protestantischen Gegenden früher der Pelzmärtel, eine Art vorweihnachtlicher Gabenbringer wie Nikolaus. Martinsgebäck und Martinsfeuer sind weitere Bräuche im süddeutschen Brauchtum.

Mit dem Martinstag endete die jährliche Arbeit in der Landwirtschaft. Die Ernte war eingebracht, der Wein gekeltert. Jetzt begann die Arbeit im Haus. Manche jungen Knechte und Mägde wurden früher in der Landwirtschaft nicht mehr gebraucht, sie stellte man frei und sie durften bis zum Frühjahr zu ihren Familien zurückkehren.

Weihnachten schon im Blick.

In manchen Familien gilt der Martinstag auch als Beginn für die Schlachtzeit auf den Bauernhöfen. Außerdem wird der Martinstag als Festtag für die Hirten begangen, die den Heiligen als Beschützer ihrer Herden verehren.

Gleichzeitig waren am Martinstag die Zinsen und Pachten an die Grundherren fällig. Wahrscheinlich liegt die Wurzel der Martinsgans bereits im Spätmittelalter, als die bäuerlichen Pächter im 13. und 14. Jahrhundert ihren Grundherren am Martinstag Abgaben zu leisten hatten. Dabei wird in alten Listen auch die Gans erwähnt.

Mit dem Tag des Heiligen Martin beginnt die Vorbereitung auf das Weihnachstsfest.

Seit dem fünften Jahrhundert wurde nach diesem Tag gefastet. So werden seit Jahrhunderten die Gänse geschlachtet und als letztes großes Essen vor Weihnachten auf den Tisch gebracht gemäß der Devise: „Bei fetter Gans und Saft der Reben , lass den heiligen Martin leben!“ Schmunzeln muss man über die kleine Legende , warum die Winzer den Heiligen Martin zum Schutzpatron auserwählten.

So soll der heilige Martin einen Weinstock am Flussufer gepflanzt haben, um einen einsamen und traurigen Fährmann zu trösten, der nicht trinken konnte, während die anderen feierten. Diese Trauben des gepflanzten Weinstockes galten lange als Heilmittel.

Auch die Gastwirte nahmen Martin zum Patron, weil er am Tisch den vom Kaiser gereichten Wein an einen einfachen Priester weitergab. An Martin war auch Zahltag mit Gans und Weingefälle der Pächter an die Grundbesitzer. Der neue Wein hieß Märteswein. Er wurde gesegnet und als Heilmittel in den kalten Wintermonaten verabreicht.

Die Franzosen nannten den Rausch St. Martins-Übel und dass schon nach Martini der neue Wein gut ist, besagt eine alter lateinischer Spruch „Post Martinum bonum vinum“.

Roland Schönmüller

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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