Gemeinsam gegen Einsamkeit
Unterstützung für Betroffene durch Gemeinden, Kirchen, Verbände und Ehrenamtliche

Gesellschaft zu finden ist in Wörth nicht schwer: Viele Angebote, wie hier das Boule-Treffen  tragen dazu bei, dass die Menschen ihre eigenen vier Wände verlassen. | Foto: Privat
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  • Gesellschaft zu finden ist in Wörth nicht schwer: Viele Angebote, wie hier das Boule-Treffen tragen dazu bei, dass die Menschen ihre eigenen vier Wände verlassen.
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Für die einen gehören die langen Winterabende und die Vorfreude auf Weihnachten zu der schönsten Zeit im Jahr. Andere fürchten genau diese Tage, empfinden sie als dunkel und einsam. Wer so fühlt, ist nicht allein.
Auch wenn das Gefühl der Einsamkeit sich in den Wochen vor den Feiertagen häufig verstärkt, so leiden doch unabhängig von der Jahreszeit ca. 8 Millionen Menschen in Deutschland oft oder immer unter Einsamkeit. Das besagt eine Studie des vom Bundesfamilienministerium geförderten Kompetenznetzwerkes Einsamkeit. Weitere 30 Millionen Menschen in der Bundesrepublik gaben an, sich manchmal einsam zu fühlen. Die Stiftung Patientenschutz sieht in der zunehmenden Einsamkeit der Gesellschaft ein wachsendes Problem und bezeichnet sie gar als „größte Volkskrankheit“.

Einsamkeit ist keine Frage des Alters

Das Empfinden von Einsamkeit hat eine Vielzahl von Ursachen und kann jede Lebensspanne betreffen, angefangen bei der Pubertät bis hin ins hohe Lebensalter. Häufig ist Einsamkeit ein vorübergehender Zustand, verursacht beispielsweise durch einen Wechsel von Wohnort oder Job. Aber auch eine Erkrankung, eine Trennung, finanzielle Not, Migrationshintergrund oder der Tod eines nahestehenden Menschen können einsam machen. Sich einsam zu fühlen, schmerzt und geht nahezu immer mit einem Mangel an Zuneigung, Wertschätzung, Anerkennung sowie Bestätigung durch andere einher, denn Einsamkeit ist nicht das selbst gewählte Abstandhalten oder sich Abwenden. Hinzu kommt, dass Einsamkeit oft mit Scham verbunden ist, was dazu führen kann, dass Betroffene sich zunehmend zurückziehen und resignieren. Wird Einsamkeit chronisch, kann sie psychisch sowie physisch krank machen oder bereits bestehende Krankheiten verstärken.

„Licht an. Damit Einsamkeit nicht krank macht.“

So lautet das diesjährige Schwerpunktthema des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention. Im Rahmen dessen haben sich die Gesundheitsregionplus Landkreis und Stadt Aschaffenburg und die Gesundheitsregionplus Miltenberg in den vergangenen Monaten intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. In Kooperation mit den beiden Gesundheitsämtern, dem Amt für Sport, Gesundheit und Städtepartnerschaften sowie der Telefonseelsorge Untermain wurden zwei Fachveranstaltungen organisiert. Ziel war es, Fachleute und Interessierte aus der Region zusammenzubringen. Gemeinsam sollten Wege gefunden werden, Einsamkeit zu begegnen, sie zur Sprache zu bringen und ihr entgegenzuwirken, um so konkrete Hilfsangebote für Betroffene zu schaffen. Infos, Empfehlungen und Anregungen unter: https://www.gesundheitsregion-ab.de/jahresschwerpunkt/ einsamkeit-2023

Erste Schritte aus der Einsamkeit

Aktiv zu werden kostet Mut, aber bereits kleine Erfolge stärken Betroffene auf ihrem Weg aus der Einsamkeit. Erste Schritte können sein:

• Flüchtige Kontakte wie ein kurzer Wortwechsel. Bereits das kann eine positive Reaktion hervorrufen, die Mut für weitere Schritte macht.

• Menschen mit gleichen Interessen finden, z.B. in Vereinen.

• Neues ausprobieren und dabei neue Bekanntschaften schließen.

• Sportliche Aktivitäten in der Gruppe, die Kontakte ergeben können.

• Kontakte in den sozialen Netzwerken oder Foren. Diese ersetzen das persönliche Miteinander zwar nicht, bringen jedoch die Chance auf reale Freundschaften.

• Die Nachbarschaftshilfe kontaktieren: „Jemanden zu unterstützen, der einsam ist, sehen wir natürlich auch als eine Aufgabe“, sagt Cornelius Faust, ehrenamtlicher Helfer von „Zeit füreinander“, der Nachbarschaftshilfe der Stadt Miltenberg. „Menschen, die sich mit uns engagieren wollen, sind herzlich willkommen.“ Auch eine ehrenamtliche Tätigkeit kann helfen, sich weniger einsam zu fühlen.

Auch Frau Bauer, ehrenamtliche Helferin vom Netzwerk Nachbarschaftshilfe in Elsenfeld ermutigt: „Leute aus Elsenfeld und den Ortsteilen, die einsam sind, dürfen sich gerne bei uns melden."

Präventiv gegen Einsamkeit – die eigenen vier Wände verlassen

Viele Gemeinden, Kirchen und Sozialverbände im Landkreis schaffen Orte für Begegnungen und gemeinsames Erleben. In Wörth beispielsweise gibt es Angebote für alle Generationen. Anna Schmitt, Stadtverwaltung Wörth: „Wir haben hier ein sehr reges Vereinsleben. Neue Mitglieder sind immer willkommen! Die Vereine organisieren viele Veranstaltungen auch außerhalb der Trainingszeiten z.B. Weihnachtsfeiern, Übernachtungen im Vereinshaus oder Plätzchenbacken. In den Sommerferien werden Ferienspiele angeboten. Unsere Kirchen und Sozialverbände leisten auch einen sehr großen Beitrag, um mit Veranstaltungen der Einsamkeit entgegen zu wirken. Zudem haben wir einen Jugendtreff, den die Kinder gerne annehmen. Dort wird viel unternommen, aber es besteht auch einfach die Möglichkeit miteinander „abzuhängen“. In der Weihnachtszeit findet ein Kinderpunsch- oder ein Plätzchenback-Nachmittag statt. Der Jugendtreff wird parallel zu den Veranstaltungen renoviert, damit er für die Jugendlichen noch attraktiver wird. Unsere Pädagogen geben alles, um die Langeweile zu vertreiben und die Kinder in Grüppchen zu integrieren.
Für Senioren gibt es bei uns auch einige Angebote. So findet am 12.12.2023 die Senioren-Adventsfeier in Wörth statt. Hier werden unsere Senioren mit Kaffee und Kuchen verköstigt, können singen, tanzen, miteinander ratschen und sich auf Weihnachten einstimmen. Auch in der Faschingszeit wird es Veranstaltungen geben, bei denen Feierlaune aufkommt. Montagnachmittags gibt es immer ein Treffen am Boule-Platz. Unsere Senioren sind mittlerweile richtige Boule-Profis geworden. Zusätzlich bietet unser Seniorenbeirat auch einen Spielenachmittag, Seniorenfahrten und weitere Seniorentreffen - mindestens 1x im Monat - an. Termine, als auch Veranstaltungen in den Nachbargemeinden, werden im Amtsblatt veröffentlicht.
Wir und unsere Vereine geben uns viel Mühe, dass jede und jeder die Möglichkeit hat mit anderen in Kontakt zu kommen. Einsamkeit scheint ein immer größeres Thema zu werden. Die Familienstrukturen sind nicht mehr so wie früher. Es gibt weniger Mehrgenerationenhaushalte, in denen Senioren und Jugendliche gemeinsam leben und sich gegenseitig „beschäftigen“. Eine Kommune hat aber nicht die Kapazitäten und Möglichkeiten jeden Einzelnen aus der Einsamkeit zu holen. Es ist ein gewisses „Eigenengagement“ notwendig und eine Motivation sich anderen anzuschließen und sich gegenseitig zu informieren. Wir hoffen, dass wir mit unseren Angeboten die Leute motivieren, ihre eigenen vier Wände zu verlassen und am Leben teilzuhaben. Informationen finden Interessierte, neben dem Amtsblatt, auch regelmäßig auf der Website der Stadt Wörth am Main. Unsere Verantwortlichen in den Vereinen und unser Seniorenbeauftragte stehen der Bevölkerung gerne zur Verfügung.“

Mit Rat und Tat für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger

Begleitung, Hilfe oder ein nettes Gespräch bietet das Nachbarschaftshilfeprojekt „Tatsachen“ des Seniorenbeirats in Obernburg, unterstützt von den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden. Mit praktischen Hilfen, aber auch mit Zeit und einem offenen Ohr geht man hier präventiv gegen Einsamkeit vor.

Stille Nacht, ja. Einsame Nacht, nein.

Seit 2004 findet in Miltenberg das „Offene Haus an Heiligabend“ statt, ein Angebot von Ehrenamtlichen im Caritasverband. Seither wird jährlich, mit Ausnahme der pandemiebedingten Pause, am 24. Dezember im Franziskushaus am Engelplatz Weihnachten gefeiert. Mit der Veranstaltung soll der zunehmenden Vereinsamung zumindest am Heiligen Abend abgeholfen werden. „Ich freue mich immer wieder auf dieses Fest und möchte es nicht mehr missen“, sagt Christof Nasemann vom Caritasverband Miltenberg. „Es ist eine wunderbare Gemeinschaft aus unseren Gästen und unseren Helferinnen und Helfern. Es wird gesungen, vorgelesen, geredet, gelacht und zugehört.“ Für das leibliche Wohl ist mit leckerem Essen und alkoholfreien Getränken gut gesorgt. Alle, die kommen, sollen sich wohlfühlen. Christof Nasemann betont zudem: „Jede und jeder wird angenommen, ganz unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder Konfession. Gerne sollen sich auch Eltern/Alleinerziehende mit ihren Kindern angesprochen fühlen. Das Einigende und Verbindende sollte einzig der Wunsch sein, ein gemeinsames, friedvolles Weihnachten zu feiern.“ Allen, die gerne an der gemeinsamen Feier teilnehmen würden, aber sich nicht trauen, sagt Christof Nasemann: „Es ist besser, in die Gemeinschaft einzutauchen, als in der Einsamkeit zu versinken. Jede die und jeder der kommt ist ein Gewinn!“ Eine Anmeldung zu dieser Feier ist auf jeden Fall notwendig (Tel.:0 93 71/97 89 40 oder Email an nasemann@caritas-mil.de). Anmeldeschluss ist der 17.12.

Beratung und Hilfe finden Betroffene hier:

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Miltenberg e. V. http://www.awo-mil.de/
Caritasverband für den Landkreis Miltenberg e. V. https://www.caritas-mil.de/
MiL Mitten im Leben gGmbH in Klingenberg https://mil-unterfranken.de/
Ehe- und Familienseelsorge des Dekanats Miltenberg https://familie.bistum-wuerzburg.de/ehe-und-familienseelsorge/ehe-und-familienseelsorge-im-bistum/ region-miltenberg/

Telefon-Seelsorge: Tel. 08 00/1 11 01 11

Autor:

Marlene Deß aus Miltenberg

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